Können Warzen psychosomatisch bedingt sein?

Bei vielen Krankheiten besteht zumindest teilweise eine psychologische Ursache bzw. ein Zusammenhang mit Stress.

Doch trifft dies auch für Warzen zu?

Können Warzen wirklich psychosomatisch bedingt sein?

Die Antwort ist eindeutig ja. Unsere Psyche hat einen sehr starken Einfluss auf unser Immunsystem. Und Warzen sind eine Virenerkrankung, die durch ein Virus der Familie der Humanen Papillomaviren ausgelöst wird. Ein intaktes leistungsfähiges Immunsystem ist enorm wichtig sowohl bei der Warzenbekämpfung als auch bei der Vorbeugung von Warzen.

Die Psyche ist aber nicht die einzige Ursache von Warzen, so dass nicht alle Warzen tatsächlich psychosomatisch bedingt sind. In einigen Fällen spielt die Psyche gar keine Rolle, bei manchen die Hauptrolle und bei manchen ist sie auch nur ein Faktor von vielen anderen.

Was ist die Psyche?

Eine schwierige Frage und verzeihen Sie mir bitte, wenn Sie meine Erklärung nicht so passend finden. An dem Begriffen Psyche sowie Seele hat sich schon so mancher Philosoph die Zähne ausgebissen.

Anstatt die Frage „Was ist die Psyche?“ würde ich deshalb lieber die etwas einfachere Frage „Worauf hat unsere Psyche Einfluss?“ beantworten.

Unsere Psyche beeinflusst

  1. unsere Wahrnehmung,
  2. unser Fühlen,
  3. unser Denken,
  4. und unser Verhalten.

Man kann sich die Psyche auch als Modell vorstellen, welches durch unser Gehirnverkörpert wird. (Die Psyche ist also das Modell, unser Gehirn ist die Instanz des Modells.)

  1. Der Input für das Modell sind die Sinnesreize wie Sehen, Hören, Riechen und Fühlen. Hierfür ist unsere Wahrnehmung zuständig.
  2. Fühlen und Denken sind Prozesse innerhalb unseres Gehirns. Diese sind für Außenstehende nicht sichtbar, deswegen habe ich auch den Begriff Blackbox ins Spiel gebracht. Unser Fühlen und unser Denken ist also allein unsere Sache.
  3. Unser Verhalten schließlich ist das Resultat unserer Wahrnehmung, unserer Gefühle (Emotionen) und unseres Denkens (Verstand). Dieses Verhalten wird dann wiederum nach außen sichtbar.

Beispiel: Sie gehen auf die Straße (Aktivität), sehen ein Auto heranrasen (Wahrnehmung), bekommen daraufhin Angst (Gefühl), rennen zurück zum Bürgersteig (Aktivität) und fluchen dann: „Was für ein Idiot!“ (Denken).

All diese Aktivitäten in unserem Gehirn können entweder bewusst oder unbewusst ablaufen. Auch unsere psychischen Belastungen sind uns oft gar nicht so bewusst, weil wir uns schon daran gewöhnt haben oder weil wir manches gar nicht anders kennen.

Wann ist eine Erkrankung psychosomatisch?

Der Begriff Psychosomatik besteht aus den beiden altgriechischen Wörtern psyché (bedeutet: Atem, Hauch oder Seele) und soma (bedeutet Körper, Leib). Die Krankheitslehre der Psychosomatik befasst sich also mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Psyche auf unseren Körper nach dem Motto:

Wenn unsere Psyche oder unsere Seele leidet, dann kann sich dies in gesundheitlichen Störungen bzw. Erkrankungen manifestieren. Man nennt die Erkrankung dann psychosomatisch.

Meist sind es keine kurzfristigen, sondern bereits länger anhaltende chronische Belastungen, die sich schließlich in Form körperlicher Beschwerden ausdrücken. Zu den wichtigsten Ursachen und Auslösern zählen:

  • Probleme im Beruf und Arbeitsleben, z.B. Ärger mit dem Chef, Spannungen mit den Kollegen oder Überforderung durch ein zu hohes Arbeitsaufkommen, das man nicht mehr bewältigen kann.
  • Private Belastungen wie Beziehungsprobleme, Tod oder Krankheit eines Nahestehenden, finanzielle Probleme.
  • Psychische Erkrankungen wie Depression und Burnout.
  • Traumata und Konflikte, die bis in die Kindheit zurückreichen.

Welche Rolle spielt der Stress?

Alle diese Probleme und Belastungen führen schließlich zu einer psychologischen Belastung, die sich in unserem Körper zunächst in Form von Stress äußert. Diesen Stress kann man mittlerweile sogar messen. Eine Methode ist die Ermittlung der Stresshormone wie Cortisol in Blut oder Speichel. Eine andere Variante ist die Ermittlung der Herzratenvariabilität, mit der man Rückschlüsse auf unser vegetatives Nervensystem ziehen kann.

Welche psychosomatischen Erkrankungen gibt es?

Die Liste der möglichen Erkrankungen, die psychosomatisch bedingt sein können, ist sehr vielfältig und lang. Es scheint, als habe jeder Mensch eine individuelle Neigung zu bestimmen Beschwerden, das sogenannte schwächste Glied in der Kette.

Manche Psychosomatiker, vor allem aber die Psychoanalytiker, gehen sogar soweit, dass den Beschwerden eine symptomatische Bedeutung beimessen. Es werden also von den körperlichen Beschwerden Rückschlüsse auf das konkrete psychische Leiden geschlossen. So habe beispielsweise ein Patient mit Tinnitus „zu viel um die Ohren“. Diese Interpretationen basieren natürlich eher auf Erfahrungen als auf wissenschaftlichen Fakten.

Während der eine mit Magen-Darm-Problemen auf Stress reagiert, sind es bei einem anderen die zunehmenden Rückenschmerzen, die einfach nicht verschwinden wollen. Noch ein anderer muss vielleicht aufgrund seiner Reizblase nachts mehrmals aufstehen, um auf die Toilette zu gehen.

Weitere Beispiele für psychosomatische Erkrankungen sind:

  1. Beim Tinnitus kommt es zu lästigen Ohrgeräuschen wie Pfeifen, Brummen oder Dröhnen, was für die Betroffenen sehr lästig sein kann und zudem den so wichtigen Schlaf stören kann.
  2. Das Reizdarm-Syndrom äußert sich in Form von Schmerzen im Bauch- und im Darmbereich. Es kann sowohl zu Verstopfung als auch zu Durchfall kommen, oft in Kombination mit Blähungen.
  3. Bei der Reizblase, die vor allem Frauen betrifft, kommt es zu ständigem Harndrang, insbesondere in den Situationen, in denen keine Toilette zur Verfügung steht.
  4. Patienten mit Herz-Angst-Neurosen haben Angst vor einem Herzinfarkt und davor, dass das Herz einfach stehenbleiben könnte. Meist kommt es durch die Ängste erst zu wirklichen Symptomen wie Herzrasen oder Herzstolpern, die dann als Hinweis für eine ernsthafte Bedrohung interpretiert werden und den Betroffenen in seinem Irrglauben bestärken.
  5. Chronische Schmerzen sind sowohl Folge als auch Ursache psychischer Belastungen. Es kann zu einem Teufelskreis kommen, bei dem die Schmerzen das psychische Leiden und das psychische Leiden wiederum die Schmerzen verstärken. Oft kommt es zu hartnäckigen Muskelverspannungen und Verhärtungen im Bereich des Rückens und Nackens.
  6. Bei manchen Menschen kommt es auch zu verstärktem Juckreiz. Insbesondere Patienten mit Neurodermitis erleben in stressigen Phasen eine Verschlimmerung ihrer Hautkrankheit.
  7. Essstörungen, insbesondere die Bulimie und die Magersucht, sind besonders dramatische Erkrankungen, die selbst unter Therapie oft noch tödlich verlaufen.

Gehören Warzen nicht auch zu dieser Liste der psychosomatischen Erkrankungen? Bevor wir uns dieser Frage widmen, möchte ich zunächst noch auf das Immunsystem und seine Funktionsweise eingehen.

Wie funktioniert das Immunsystem?

Das Immunsystem hat die Aufgabe, uns vor fremden potentiell krankmachenden Erregern wie Bakterien und Viren, aber auch Pilzen und anderen Parasiten wie beispielsweise Würmern zu schützen.

Das Immunsystem muss also in der Lage sein zu erkennen und zu unterscheiden, was fremd und somit bedrohlich ist – und was körpereigen und somit ungefährlich ist. Nur die fremden bedrohlichen Dinge, die man Antigene nennt, müssen vom Immunsystem bekämpft und eliminiert werden. Ein Angriff auf eigene körpereigene Strukturen ist eine unerwünschte Fehlfunktion, wie sie beispielsweise bei Allergien oder noch schlimmer bei Autoimmunerkrankungen vorkommt.

Das Immunsystem ist ein außerordentlich komplexes System mit vielen Bestandteilen und einem ausgeklügeltem Regelmechanismus. Zum Immunsystem gehören einmal die Immunzellen (z.B. B-Zellen, T-Zellen, Killerzellen und Fresszellen), zum anderen auch die Immunorgane (Lymphsystem, Lymphorgane, Thymus, Knochenmark). Dazu gibt es zahleiche Botenstoffe, die sogenannten Interleukine, die zur Kommunikation und Steuerung innerhalb des Immunsystems verantwortlich sind.

Bestimmte Antigene werden vom angeborenen Immunsystem schon von Geburt an erkannt. Dieser Teil des Immunsystems ist aber nicht sehr effektiv. Deswegen gibt es noch das erworbene Immunsystem. Dieses Immunsystem kann dazulernen, wie es bestimmte Erreger besonders effektiv eliminieren kann – dies nennt man Immunisierung. Nach der Immunisierung können dann sogenannte Antikörper produziert werden, die nur gegen einen bestimmten Erreger wirken – dafür aber umso effektiver.

Genau dieser Prozess läuft bei jeder herkömmlichen Erkältung ab. Der Virus dringt über die Schleimhäute in unseren Körper ein und kann erstmal nicht effektiv bekämpft werden, da genau dieser Virenstamm vom Immunsystem noch nicht erkennt wird.

Das Immunsystem benötigt einige Tage zur Immunisierung. Erst dann kann der Erkältungsvirus effektiv bekämpft werden und der Spuk ist nach sieben bis zehn Tagen wieder vorbei. Leider mutieren Viren, so dass immer wieder neue Varianten entstehen, die unser Immunsystem noch nicht kennt.

Welchen Einfluss hat unsere Psyche auf das Immunsystem?

Die Psychoneuroimmunologie (kurz Psychoimmunologie) ist ein relativ neuer interessanter Forschungszweig, der sich genau mit dieser Fragestellung beschäftigt. Es beleuchtet die Wechselwirkung der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems.

Das Hormonsystem spielt ebenfalls noch eine Rolle, so dass schließlich die Psychoneuroendokrinologie als Nachbargebiet entstand. Das Hormonsystem liefert – nebenbei bemerkt – auch eine Erklärung, warum besonders Jugendliche in der Pubertät (die ja mit enormen Umstellungen im Hormonhaushalt zu kämpfen haben) verstärkt unter Warzen leiden.

Dieses Forschungsgebiet der Psychoneuroimmunologie hat den genauen Mechanismus nachgewiesen, wie Botenstoffe des Nervensystems auf das Immunsystem (und umgekehrt) einwirken. Erst durch diese Grundlagenarbeit konnte die bereits lange vermutete Auswirkung von psychologischen Vorgängen auf die körperliche Ebene wissenschaftlich nachgewiesen werden.

Vereinfacht ausgedrückt:

  1. Freude, Glück und Zufriedenheit stärken das Immunsystem.
  2. Traurigkeit, Unzufriedenheit, Stress, Depressionen etc. schwächen das Immunsystem.

Ist meine Warze psychosomatisch bedingt?

Die Krankheitslehre der Psychosomatik ist Fluch und Segen zugleich.

Echte psychosomatische Beschwerden kann man dadurch an der Wurzel packen, indem man das seelische Leiden therapiert, anstatt nur die Symptome zu behandeln. Allerdings besteht auch die Gefahr, dass Beschwerden von Patienten voreilig als psychosomatisch abgestempelt werden.

Deswegen muss in der Schuldmedizin vor der Diagnose psychosomatisch eine Ausschlussdiagnose vorliegen. Das bedeutet, dass alle Erkrankungen, die für die vorhandenen Beschwerden in Frage kommen, abgeklärt und ausgeschlossen werden müssen. Dazu bedarf es aber – je nach Beschwerden – eine Reihe von Untersuchungen, meist Bluttests, Ultraschall oder Röntgen/CT.

Sie fragen sich nun vielleicht, was es mit Ihrer Warze auf sich hat. Ist sie psychosomatisch bedingt oder gibt es andere Ursachen? Da ich Sie persönlich nicht kenne, kann ich diese Frage natürlich nicht für Sie beantworten, möchte Ihnen aber dabei helfen.

  1. Haben Sie bereits alle möglichen Therapien ausprobiert? Nichts hat geholfen oder die Warzen kamen einfach wieder? Haben Sie psychische Belastungen, wie sie oben erwähnt wurden (zu einem externen Test)? Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese Belastungen Ihr Immunsystem schwächen und Ihren Körper dadurch daran hindern, die Warzen effektiv selbst zu bekämpfen.
  2. Leiden sie wie im ersten Punkt unter psychischen Belastungen, haben die Warze aber noch nicht wirklich über längere Zeit (Warzenbehandlung erfordert Disziplin und Geduld) konseqent behandelt? Dann ist die Frage wirklich nicht zu beantworten. Beides ist möglich.
  3. Falls Sie keine psychischen Belastungen haben, mit Ihrem Leben zufrieden, fröhlich und ausgeglichen sind, besteht wohl kein Zweifel daran, dass Ihre Warze keine psychosomatische Ursache hat.

Meine Empfehlung:

Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über obige Frage und kommen Sie lieber ins Handeln – wie im nächsten Abschnitt beschrieben.

Was kann ich gegen meine Warze unternehmen?

  1. Behandeln Sie Ihre Warze lokal mit einem geeigneten Warzenmittel. Sie finden hier eine große Auswahl und es ist bestimmt auch etwas für Sie dabei.
  2. Falls Sie nicht sicher sind, ob Sie unter psychischen oder seelischen Belastungen leiden, machen sie einen Test, um Gewissheit zu erlangen. Sie können auch mit Ihrem Arzt Ihres Vertrauens (Hausarzt, Psychiater) darüber sprechen. Falls Sie der Meinung sind, dass bei Ihnen eine psychologische Belastung vorliegt, finden Sie hier weitere Hilfe. Nicht nur Ihr Immunsystem – ihre gesamte Gesundheit wird davon profitieren, wenn Sie ihre Belastungen reduzieren oder besser bewältigen können.
  3. Stärken Sie parallel Ihr Immunsystem, indem Sie auf genügend Bewegung, Sonnenlicht und gesunde Ernährung achten. Üben Sie sich in Achtsamkeit, um dem Entstehen von Stress vorzubeugen. Auch pflanzliche Mittel können Sie hierbei unterstützen.

Fazit

Da Warzen eine Virenerkrankung sind, kommt dem Immunsystem bei der Bekämpfung von Warzen eine bedeutende Rolle zu.

Die Leistungsfähigkeit Ihres Immunsystems wird aber maßgeblich von Ihrer seelischen Gesundheit (Psyche) beeinflusst, wie die Psychoneuroimmunologie eindeutig bewiesen hat.

Deswegen kann die Beseitigung Ihrer psychischen Belastungen das letzte fehlende Puzzlestück sein, um Ihre Warzen endgültig loszuwerden.

Quellen

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Psyche 
  2. https://www.mensch-und-psyche.de/unsere-psyche/wahrnehmen/
  3. https://www.patientenberatung.de/de/gesundheit/krankheit-von-a-z/psychosomatische-erkrankungen
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Psychoneuroimmunologie

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